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Wie eine Dating-Plattform zum Paradies von Straftätern wurde

Es ist eine Website, auf der sich Gleichgesinnte fanden. Auf der Website „Coco.gg“ verabredeten sich Straftäter wie Drogendealer, Vergewaltiger und Mörder.

Einer von ihnen ist der 72-jährige Dominique Pelicot, ein Mann, der in Frankreich nun zu 20 Jahren Haft verurteilt wurde, weil er seine damalige Frau Gisele Pelicot jahrelang vergewaltigte und zum Missbrauch anderen Männern anbot.

Der Chatroom „A son insu“

Im Zuge der Ermittlungen im Fall Pelicot stießen die Ermittler auf eben jene Website und fanden dort einen Chatroom mit dem Namen „A son insu“, was auf deutsch „Ohne ihr Willen“ bedeutet. Mithilfe dieses Chatrooms soll Dominque Pelicot mehr als 80 Männer dazu angeworben haben, sich an Gisele ohne ihr Wissen sexuell zu vergehen. Gisele betäubte er während der Taten.

Auf der Website fanden sich unter anderem weitere gleichartige Chatrooms mit den Namen „ExhibitTaFemme“ oder „JF Lyceennes“, was auf deutsch „Zeig deine Frau“ und „Junge Gymnasiastinnen“ bedeutet.

Dominique wurde vom Gericht daraufhin zu 20 Jahren Haft verurteilt. Rechtsmittel gegen dieses Urteil legte er nicht ein. Die anderen Männer wurden zu Haftstrafen zwischen drei und 15 Jahren verurteilt. Gisele Pelicot ist währenddessen zu einer feministischen Ikone in Presse und sozialen Medien aufgestiegen.

Gründer der Website festgenommen

Doch auch den Gründer der Website „Coco.gg“ ereilten schnell strafrechtliche Konsequenzen. Die Staatsanwaltschaft veranlasste die Schließung der Website und der Gründer Isaac Steidl muss sich nun vor Gericht dafür verantworten, dass er mithilfe seiner Website Kriminellen eine Plattform geboten hat.

Isaac entwickelte die „Coco.gg“ bereits vor über 20 Jahren nach seinem Abschluss als Computertechniker mithilfe seiner Eltern, also bereits im Jahre 2003. Ursprünglich sollte sie wie eine Dating-Plattform dazu dienen, mit Leuten in Kontakt zu kommen und sich zu treffen. Schnell entwickelte sich jedoch ein Netz der Kriminalität auf der Website. Statt potentiellen Dates fanden dort kriminelle Pädophile, Menschenhändler und andere Straftäter ihre Komplizen. Durch seine simple Struktur lockte die Website zuletzt rund 800.000 Nutzer an. Eine Verifizierung wurde für die Anmeldung nicht gebracht und Gespräche wurden nicht archiviert. Die daraus resultierende Anonymität kam den Tätern gerade recht.

Damit stellt sich die Frage, warum es so lange dauerte, bis die Website endlich geschlossen wurde. Denn bereits vor über zehn Jahren, im Jahr 2013 setzt sich die Kinderschutzorganisation „Innocence en danger“ (auf deutsch: Unschuld in Gefahr) für eine Schließung der Website ein.

Als möglicher Grund ergibt sich, dass die Ermittler die Plattform unter anderem selber für ihre Ermittlungsarbeit nutzen. Diese fand nämlich immer wieder Erwähnung in verschiedenen Gerichtsverfahren. Circa 23.000 Verbrechen konnten mit Nutzern der Website in Verbindung gebracht werden. Insgesamt ergibt sich daraus ein Umfang von 23.051 Strafverfahren mit 480 Opfern. Die Ermittler betiteln die Website nur die „Raubtierhöhle“.

Steidl verdiente währenddessen sein Geld mit dem Schalten von Werbeanzeigen und mithilfe von Premium-Konten. Wegen der zunehmenden Rechtsprobleme mit der Website zog er dann 2022 nach Bulgarien, verlagerte seine Server nach Deutschland und betrieb die Plattform, die von da an nicht mehr „Coco.fr“, sondern „Coco.gg“ heißt, von Guernsey aus. Letztlich stellte er sich jedoch freiwillig den französischen Behörden. Abzuwarten bleibt jedoch, welche strafrechtlichen Konsequenzen den mittlerweile 44-Jährigen konkret zu erwarten haben.

Quellen: spiegel.de, tagesschau.de, nzz.ch

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