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Rechtsanwaltskanzlei Nikolai Odebralski

KI generierte Kinderpornografie - Die Gefahren

Recherchen des SWR-Investigativformats ,,Vollbild’’ zeigen, dass künstliche Intelligenz zunehmend missbraucht wird, um Kinderpornografie zu erstellen.

Dabei sind die Abbildungen meist künstlich generiert, anderer basieren sogar auf echten Kinderbildern oder echtem Kindesmissbrauch. In den letzten Jahren hat die Zahl der Straftaten im Bereich Kinderpornografie stark zugenommen. Einerseits hilft KI den Ermittlern, große Datenmengen nach entsprechenden Bildern und Videos zu suchen. Andererseits wird KI aber auch zunehmend Teil des Problems. ,,Echter Kindesmissbrauch oder Fälschung?’’, diese Frage müssen sich die Ermittler zunehmend stellen.

Obwohl die meisten Abbildungen zwar im Darknet auffindbar sind, landen einige schon jetzt im leicht zugänglichen Teil des Internets, das sogenannte OpenWeb. Unter bestimmten Hashtags werden vor allem über die Social-Media Plattform Instagram tausende künstlich generierte Bilder von Kindern und Jugendlichen verbreitet. Unter anderem werden sogar Bilder von Kindern und Jugendlichen in knapper Unterwäsche, Badebekleidung oder sexualisierten Posen von einigen Accounts auf externen Plattformen verlinkt. Diese verbreiten teilweise Abbildungen von explizit KI-generiertem Kindesmissbrauch. Hergestellt werden diese Abbildungen vor allem mit einer Version des KI-Programms Stable Diffusion. Diese Software-Version umfasst keine Sicherheitsmechanismen, die beispielsweise das Erstellen von Nacktbildern verhindern.

Obwohl das Bundeskriminalamt die Fälle von KI-generierter Kinderpornografie nicht gesondert erfasst, stuft es die Gefahr bei Kinder- und Jugendpornografie insgesamt aber als ,,hoch’’ ein. Das Problem sei auch, dass viele Täter im Ausland säßen. Dadurch seien sie schwer greifbar. Auch die internationale Zusammenarbeit würde sich zum Teil schwierig gestalten.

 

Angebot KI-generierter Kinderpornografie als Gefahr

Insbesondere für Menschen mit pädophiler Störung sei das Angebot von künstlich erstellter Kinderpornografie eine Gefahr, so Professor Klaus Michael Beier, Direktor des Instituts für Sexualwissenschaften und Sexualmedizin an der Charité in Berlin. KI-generierte Pornografie würde pädophilen Menschen vortäuschen, dass sexuelle Kontakte zwischen Kindern und Erwachsenen möglich seien und Kinder diese sogar begehren würden.

 

Gesetzeslücke in Deutschland?

Ist mit KI hergestellte Kinderpornografie strafbar? Um die Frage gleich zu beantworten: JA

Die entsprechende Vorschrift im deutschen Strafrecht ist §184b Abs.1 Satz 2 StGB. Dort heißt es:

 

Gibt der kinderpornografische Inhalt… kein tatsächliches oder wirklichkeitsnahes Geschehen wieder, so ist auf Freiheitsstrafe von drei Monaten bis zu fünf Jahren zu erkennen.

 

Daraus lässt sich schlussfolgern, dass rein fiktive Darstellungen, die zudem künstlich erzeugt sind, strafbar sind bzw. der Umgang mit diesen unter Strafe steht.

Der Umstand, dass eben kein reales Kind beteiligt ist, führt dazu, dass es bei dem §184b Abs. 1 S.2 StGB aus Gründen der Verhältnismäßigkeit zu einer verringerten Strafandrohung kommt. Strafbar bleibt die Herstellung fiktiver und künstlicher kinderpornografischer Inhalte aber dennoch, auch wenn sie durch KI generiert wurde. Trotzdem muss stetig beobachtet werden, ob es im Zuge der technischen Entwicklung irgendwann Phänomene gibt, die nicht vom Gesetz erfasst werden. Dann muss der Gesetzgeber reagieren.

 

Warum ist die mit KI hergestellte Kinderpornografie überhaupt strafrechtlich relevant?

Fraglich ist, wieso völlig künstlich generierte kinderpornografische Inhalte überhaupt strafrechtlich relevant sind, wenn all die Abbildungen überhaupt nicht echt sind. Man könnte argumentieren, dass solche Darstellungen reine Privatsache sind, die den Staat ‘’ nichts angehen’’, denn niemand kommt persönlich zu Schaden. Oder? Die strafrechtliche Realität sieht jedoch anders aus.Irgendwann wird man nicht mehr unterscheiden können, ob es sich um echte Abbildungen handelt oder nicht und stünde dann vor massiven Beweisproblemen.

 

Warnung vor KI-generierter Kinderpornografie

Zuletzt warnte die niederländische Polizei vor einer Zunahme kinderpornografischer Bilder, die mit KI erstellt werden. Um diese Art von Material herzustellen, sei es einfach, KI-Programme zu nutzen. Ben van Mierlo, der Koordinator der niederländischen Polizei zur Bekämpfung von Kinderpornografie erklärte, dass es für die Fahnder nur schwer zu erkennen sei, was echt, gefälscht oder eine Kombination aus beidem sei. Deshalb fordert der Polizei-Koordinator die Hersteller von KI-Software auf, die Möglichkeit zur Erstellung von Nacktbildern einzuschränken.

Recherchen zeigen jedoch, dass Instagram und die anderen Plattformen unzureichende Maßnahmen  treffen, um der Pflicht, rechtswidrige Inhalte zu entfernen, nachzukommen.

 

Wird gegen Sie wegen KI generierter Kinderpornografie ermittelt?

Sollten Sie Beschuldigter eines Strafverfahrens im Zusammenhang mit KI generierter Kinderpornografie sein, sollten Sie sich umgehend an einen Strafverteidiger wenden.

Wichtig ist, dass Sie zunächst keinerlei Angaben zum Tatvorwurf machen. Der Vorwurf wiegt schwer und die Ermittler versuchen aus jedem Wort Informationen zu ziehen, um die Vorwürfe zu bestätigen. Gerade dann brauchen Sie eine professionelle Verteidigungsstrategie.

 

 

Quellen: wdr.de; tagesschau.de, zeit.de, swr.de

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