Anwalt für Sexualstrafrecht informiert
„Life-Coach“ zu mehr als elf Jahren Haft verurteilt: Missbrauch von Frauen unter Deckmantel eines Seminars

Er nannte sich selber „Life-Coach“ und bot Seminare zur Persönlichkeitsentwicklung in seinem Haus in Walldürn (Neckar-Odenwald-Kreis) an. Dabei sollte dies nur ein Vorwand sein um so Kontakt zu jungen Frauen aufzunehmen. Er hielt insgesamt sieben Frauen in seinem Haus fest und missbrauchte sie. Dabei fügte er ihnen schwere Verletzungen zu.
Nun hat ihn das Landgericht Mosbach zu einer Haftstrafe von mehr als elf Jahren verurteilt. Sein mitangeklagter Bruder muss drei Jahre ins Gefängnis. Die Urteile sind noch nicht rechtskräftig.
Was war passiert?
Der 38-Jährige Mann war in den vergangenen Jahren als selbst ernannter „Life-Coach“ („Lebenstrainer“) tätig gewesen. Er veröffentlichte zahlreiche Videos mit mehreren tausenden Aufrufen und veranstaltete Online-Seminare zu verschiedensten Themen.
Zudem bot er private Seminare zur Persönlichkeitsentwicklung in Präsenz an. Dabei blieben den Interessenten die wahren Absichten des Coaches jedoch unerkannt. Der Hauptangeklagte habe die Angebote dazu genutzt, um Kontakt zu Frauen aufzunehmen, um sie später in sein Haus zu locken. Nach Auffassung der Richter sollen sich die Taten über drei Jahre hinweg zugetragen haben. Zwischen 2019 und 2022 wurden insgesamt sieben Frauen in seinem Haus in Walldürn im Norden Baden-Württembergs gegen deren Willen festgehalten, misshandelt und missbraucht.
Drogen waren im Spiel
Es habe harmlos angefangen: Die Frauen seien zu einem sogenannten Boot-Camp, einem Trainingslager, nach Walldürn eingeladen worden. Sie zogen also bei ihm ein, man habe auch „wie in einer Kommune gemeinsam gelebt“. Bei diesen Boot-Camps wurde der Widerstand der Frauen dann jedoch "durch verbale Erniedrigungen und routinemäßige schwere Gewalt-Anwendungen" gebrochen, um sie mehrfach sexuell zu missbrauchen.
Bei ihm galt die Devise: „Die Frau muss machen, was der Mann sagt“. Die Staatsanwaltschaft war davon überzeugt, dass es dem 38-Jährigen darum gegangen sei, andere zu kontrollieren. Gezielt habe er über seine Coaching-Angebote nach jungen, verunsicherten Frauen gesucht.
Mit der Zeit sei der Angeklagte dann immer gewalttätiger geworden. Hinzu kamen Drogen. 2020 habe er begonnen zuerst Marihuana, später auch LSD und Kokain zu konsumieren. Sein 25-Jähriger Bruder soll ihn bei den Straftaten unterstützt und sich ebenfalls an den Frauen vergangen haben.
Der Vorsitzende Richter Michael Haas sprach in der Urteilsverkündung von „schwersten Verletzungen“ bei den Opfern: Die Opfer erlitten neben psychischen Verletzungen unter anderem Knochenbrüche, Einblutungen im Schädel und großflächige Hämatome. Darüber hinaus hatte der Angeklagte dann auch seinen eigenen Bruder körperlich misshandelt.
Im Oktober 2022 gelang es endlich einer der Geschädigten, einen Notruf aus dem Haus abzusetzen. Einsatzkräfte durchsuchten daraufhin das Haus der Brüder und nahmen die beiden fest. Der Hauptbeschuldigte wurde vorrübergehend in eine psychiatrische Einrichtung eingewiesen, befand sich jedoch bereits seit Mai 2023 in Untersuchungshaft.
Das Urteil
Die 8. Große Strafkammer des Landgerichts Mosbach verurteilte den Hauptangeklagten Life-Coach wegen Geiselnahme, gefährlicher Körperverletzung und Vergewaltigung zu einer Haftstrafe von elf Jahren und sechs Monaten. Für seine brutalsten Übergriffe wurde er dem Gericht zufolge allerdings nicht zur Verantwortung gezogen, weil er wegen massiven Drogenkonsums als nicht schuldfähig eingestuft wurde. Sein 25-jähriger Bruder wurde der Beihilfe zu diesen Taten für schuldig befunden und zu drei Jahren Haft verurteilt.
Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.
Quellen: faz.net, tagesschau.de