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Missbrauch im Jugendfußball: Urteil gegen Trainer erwartet

Im Prozess um mehrere hundert Missbrauchstaten an jungen Fußballspielern wird am Donnerstag das Urteil gegen einen ehemaligen Trainer aus München erwartet. Der 47-Jährige Angeklagte soll 30 junge Männer über mehr als fünf Jahre sexuell missbraucht oder vergewaltigt haben. Die mutmaßlichen Opfer waren 13 bis 19 Jahre alt. Deshalb ist der Mann in vier Fällen sogar wegen Kindesmissbrauchs angeklagt. Hinzu kommen Vorwürfe sexueller Übergriffe und vorsätzlicher Körperverletzung.

Gleich ablaufendes Muster beim Missbrauch

Der frühere Cheftrainer und sportliche Leiter des Sportvereins nahm laut Staatsanwaltschaft nach einem immer ähnlich ablaufenden Muster sexuelle Handlungen an den jungen Fußballern vor und gab an diese physiotherapeutisch zu behandeln. Dabei stimulierte er die Sportler auf einer Massageliege in der Kabine des Fußballvereins, beim Trainingslager oder auch in seinem Haus am Penis, teilweise bis zum Samenerguss. Häufig drang er auch mit dem Finger in sie ein. Er behauptete, dies diene der Durchblutung der Muskulatur. Die Spieler sollten sich nur mit einem Handtuch bekleiden, die Türen des Behandlungsraumes schloss der Trainer von innen ab. Über eine physiotherapeutische Ausbildung verfügte der Angeklagte nicht. Bei den Termine baute der Angeklagte unverfängliche Massagen ein. Teilweise hätten diese sogar geholfen, berichteten viele Spieler. Zudem verwendete er lateinische Bezeichnungen für bestimmte Muskelgruppen, das sollte wohl Eindruck verschaffen. ,,Bei den ersten Behandlungen war ich 14, ich hatte von sowas keine Ahnung gehabt‘‘, sagte ein heute 21-Jähriger aus. Sein Trainer habe ihm den Penis und den Hoden geknetet. Und all das, um die Durchblutung zu fördern. Die Jugendlichen überspielten ihren Scham offenbar mit Witzen untereinander: Der Trainer hole manchen einen runter, es gebe Physiotherapie mit ,,Happy End‘‘ so ein junger Zeuge vor Gericht.

Die überhöhte Trainerfigur

Bis zu fünfmal pro Woche setzte der Angeklagte Training an. Seine fußballerischen Ansprüche waren hoch. Den jungen Sportlern erzählte er vom Profibereich, dort seien seine Praktiken üblich. Zuvor hatte der Angeklagte bei einem ehemaligen Bundesliga Verein gearbeitet. Jetzt war er die unumstrittene fußballerische Instanz. Eine Art Vorbild für die Jugendlichen. Laut Anklage befanden sich die jungen Sportler in einer Lebensphase, in der Fußball ,, das Wichtigste überhaupt darstellte.‘‘ Viele hatten die Behandlungen als ,,komisch‘‘ empfunden. Aber: ,,es war ein Trainer, der hatte Ahnung vom Fußball. Deshalb hat man zu ihm aufgeschaut‘‘. Ein anderer Zeuge sagte: ,, Ich habe mich nicht getraut etwas dagegen zu sagen, weil ich ihn nicht verärgern wollte.‘‘

,,Keine psychopathologischen Auffälligkeiten‘‘

Die psychiatrische Sachverständige Susanne Stübner bescheinigte dem Angeklagten ,,Egozentrik, ein erhebliches Empathie-Defizit und große manipulative Fähigkeiten.‘‘ Psychopathologische Auffälligkeiten gebe es nicht. Der Angeklagte hätte vermutlich keine pädophilen Neigungen.

Maximal acht Jahre Haft nach Geständnis

Im Gerichtssaal hatte der Angeklagte zunächst geschwiegen, nachdem er seinen Verteidiger die Vorwürfe hatte einräumen lassen. Es war ein Deal, um die Opfer davor zu bewahren, vor Gericht aussagen zu müssen. Dafür im Gegenzug: mildere Haftstrafe für den Beschuldigten.  Aufgrund der Schwere der Taten stand zunächst eine Haftstrafe von mindestens elf Jahren im Raum. Durch die Verständigung von Gericht, Staatsanwaltschaft und Verteidigung ist absehbar, dass die Strafe unter acht Jahren Freiheitsstrafe liegen wird. Voraussichtlich am Donnerstag soll nach neun Verhandlungstagen das Urteil fallen.

Quellen: spiegel.de; lto.de; sueddeutsche.de

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