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Verdacht auf Kindesmissbrauch: Was Eltern tun können
Dass das eigene Kind in seiner Umgebung sexualisierte Gewalt erfahren könnte, ist eine Horrorvorstellung für Eltern. Oft erweist es sich zudem als schwierig, überhaupt zu erkennen, dass ein Kind Missbrauch erfährt. Wann bei Eltern die Alarmglocken schrillen sollten, haben wir zusammengefasst.
Wie erkenne ich Kindesmissbrauch?
Wichtig ist es zunächst, Warnsignale zu erkennen, um überhaupt reagieren zu können. Solche Warnsignale können sowohl körperlicher als auch emotionaler und verhaltensbezogener Art sein.
Typische körperliche Anzeichen sind neben unerklärlichen blauen Flecken auch Schlafstörungen oder Albträume. Bei Verdacht auf sexuellen Missbrauch des Kindes ist insbesondere auf Beschwerden des Kindes, wie Schmerzen beim Gehen oder Sitzen, sowie auf Infektionen oder Verletzungen im Intimbereich zu achten.
Neben emotionalen Veränderungen, wie zum Beispiel eine auffällige Traurigkeit oder Antriebslosigkeit des Kindes, treten oftmals auch Verhaltensänderungen auf. Häufig äußern sich diese in einem Rückfall in frühere Entwicklungsstufen. Auch bei einer Angst des Kindes vor bestimmten Personen oder auch Orten sollte man aufmerksam werden. Geht das Kind bereits zur Schule, so können auch plötzliche Leistungsabfälle oder Konzentrationsprobleme auf erfahrenen Missbrauch hindeuten.
Zu diesen aufgezählten Anzeichen ist zu sagen, dass diese nur eine Auswahl potenzieller Warnsignale darstellen und auch nicht zwangsläufig bedeuten, dass ein Fall von Kindesmissbrauch vorliegt. Jedoch verdienen solche Anzeichen die Aufmerksamkeit der Eltern und sind ernst zu nehmen.
Das richtige Verhalten
Sollte dann tatsächlich der Verdacht des (sexuellen) Missbrauchs im Raum stehen, so stellt sich für Eltern zudem die Frage nach dem richtigen Verhalten.
Wichtig ist es zunächst, Kontakt mit dem Kind aufzubauen. Dabei ist unterstützend und behutsam vorzugehen, ohne das Kind unter Druck zu setzen.
Dafür ist es wichtig, einen geschützten Rahmen für ein Gespräch zu schaffen. Eine vertraute Umgebung kann dabei helfen. Auch ist ein vorsichtiges Nachfragen angebracht, wie „Geht es dir gut?“. Suggestivfragen, Schuldzuweisungen oder Bemerkungen wie „Warum hast du nichts gesagt“ sind unbedingt zu vermeiden. Stattdessen sollte dem Kind deutlich gemacht werden, dass es keine Schuld trifft. Dem Kind ist vor allem Sicherheit zu vermitteln. Dafür ist es besonders wichtig, als Elternteil Ruhe zu bewahren – mag dies in einer solchen Situation auch schwerfallen.
Auch kann es ratsam sein, mit anderen Personen Kontakt aufzunehmen, die vertrauenswürdig sind und gegebenenfalls dazu beitragen können, die Situation aufzuklären.
Doch hier ist Vorsicht geboten. Sollte sich ein konkreter Verdacht gegen eine Person herauskristallisiert haben, ist dringend davon abzuraten, auf eigene Faust zu handeln. Die Person, die verdächtigt wird, sollte nicht direkt auf den Verdacht angesprochen werden. Dies hat vor allem zwei Gründe: zum einen der Schutz des Kindes. Eine Konfrontation führt selten zu einem Geständnis. Stattdessen besteht das hohe Risiko, dass die Situation eskaliert und das Kind vom Täter unter Druck gesetzt wird, damit es mit niemandem spricht oder behauptet, es hätte sich alles nur ausgedacht. Zudem ist die Person dann gewarnt und hat die Möglichkeit, gegebenenfalls wichtige Beweismittel verschwinden zu lassen. Dies führt vor allem bei sexuellem Missbrauch zu gravierenden Folgen, denn Täter filmen ihre Tat oft. Lassen Sie diese Aufnahmen verschwinden, so fällt es schwerer, ihnen die Tat später nachweisen zu können.
Prävention beginnt im Alltag
nderer wichtiger Faktor ist eine präventive Erziehungshaltung. Eine solche kann schon einen wesentlichen Schritt zum Schutz vor potenziellem sexuellem Missbrauch darstellen.
Im Mittelpunkt der präventiven Erziehung steht die frühzeitige Stärkung des Kindes. Kommunikation ist dabei ein wichtiges Mittel. Kinder sollen zum Beispiel durch Gespräche über Sexualität oder ihre eigenen Rechte aufgeklärt werden. Dies ist wichtig, denn nur so können Kinder lernen, welches Verhalten sie als grenzüberschreitend und unangemessen einzustufen haben.
Täter nutzen oft Tricks, um Kinder gefügig zu machen. So zum Beispiel, wenn der Täter die Wahrnehmung der Bezugspersonen manipuliert, indem Eltern gezielt in ein schlechtes Licht gestellt werden. Oft nutzen Täter auch die kindliche Unwissenheit über Sexualität aus und verpacken ihre Tat als nichts weiter als ein „kleines Geheimnis“, welches das Kind für sich behalten soll. Durch Aufklärung lernen Kinder, solche Manipulationen zu durschauen.
Zudem trägt diese Art der offenen Kommunikation zwischen Eltern und Kind dazu bei, das Vertrauen des Kindes zu stärken. Das Kind soll wissen, dass es über alles sprechen und von seinen Eltern stets Hilfe erwarten kann.
Ziel der präventiven Erziehung ist es, dass das Kind auf diesem Wege sein Selbstbewusstsein stärkt und lernt, sich selber zu schützen, indem es seine persönlichen Grenzen deutlich machen kann. Es geht darum, das „Nein sagen“ zu lernen und Kinder und Jugendliche zu bestärken, sich nicht auf Dinge einzulassen, die sie nicht wollen. Klar ist, dass auch dies keinen absoluten Schutz garantieren kann. Jedoch kann eine solche Erziehung dazu beitragen, Missbrauch schneller aufzudecken oder sogar frühzeitig zu beenden.
Letztlich ist es entscheidend, dass Kind behutsam zu begleiten und im Verdachtsfall fachliche Unterstützung, gegebenenfalls durch einen Anwalt, hinzuzuziehen. Wenn sie zu schnell etwas auf eigene Faust unternehmen, kann dies womöglich, wie oben bereits erklärt, die Situation sogar verschlimmern.
Quellen: faz.net, bmfdfj.de, Neurologen und Psychiater im Netz.de, beauftragte-missbrauch.de
